To our grandparents, a ‘house’, a ‘well’, a familiar steeple, even their own clothes, their cloak, still meant infinitely more, were still infinitely more intimate; almost everything was a vessel in which they found something human and added something human to its store. Now, over here, there are encroaching from America empty, trivial things, sham-things, dummies of life... A house, in the American understanding of the word, an American apple or a vine from over there, have nothing in common with the house, the fruit, the grape into which the hope and reflection of our forefathers had entered... The life-infused, genuinely lived things, the things known to us, are waning and can no longer be replaced. We are perhaps the last still to know such things. Upon us rests the responsibility to preserve not only their memory (that would be too little and unreliable), but also their human and laral value (‘laral’ in the sense of the household deities [the Lares]).
Noch für unsere Großeltern war ein ,Haus‘, ein ,Brunnen‘, ein ihnen vertrauter Turm, ja ihr eigenes Kleid, ihr Mantel: unendlich mehr, unendlich vertaulicher; fast jedes Ding ein Gefäß, in dem sie Menschliches vorfanden und Menschliches hinzusparten. Nun drängen, von Amerika her, leere gleichgültige Dinge herüber, Schein-Dinge, Lebens-Attrappen... Ein Haus, im amerikanischen Verstande, ein amerikanischer Apfel oder eine dortige Rebe, hat nichts gemeinsam mit dem Haus, der Frucht, der Traube, in die Hoffnung und Nachdenklichkeit unserer Vorväter eingegangen war... Die belebten, die erlebten, die uns mitwissenden Dinge gehen zur Neige und können nicht mehr ersetzt werden. Wir sind vielleicht die Letzten, die noch solche Dinge gekannt haben. Auf uns ruht die Verantwortung, nicht allein ihr Andenken zu erhalten (das wäre wenig und unzuverlässig), sondern ihren humanen und larischen Wert (,Larisch‘, im Sinne der Haus-Gottheiten.)
Photographs: Sergej Mixailovich Prokudin-Gorskij, Russia 1909-1912 (Library of Congress)
Rainer Maria Rilke, letter to Witold von Hulewicz, 13 November 1925
Noch für unsere Großeltern war ein ,Haus‘, ein ,Brunnen‘, ein ihnen vertrauter Turm, ja ihr eigenes Kleid, ihr Mantel: unendlich mehr, unendlich vertaulicher; fast jedes Ding ein Gefäß, in dem sie Menschliches vorfanden und Menschliches hinzusparten. Nun drängen, von Amerika her, leere gleichgültige Dinge herüber, Schein-Dinge, Lebens-Attrappen... Ein Haus, im amerikanischen Verstande, ein amerikanischer Apfel oder eine dortige Rebe, hat nichts gemeinsam mit dem Haus, der Frucht, der Traube, in die Hoffnung und Nachdenklichkeit unserer Vorväter eingegangen war... Die belebten, die erlebten, die uns mitwissenden Dinge gehen zur Neige und können nicht mehr ersetzt werden. Wir sind vielleicht die Letzten, die noch solche Dinge gekannt haben. Auf uns ruht die Verantwortung, nicht allein ihr Andenken zu erhalten (das wäre wenig und unzuverlässig), sondern ihren humanen und larischen Wert (,Larisch‘, im Sinne der Haus-Gottheiten.)
Photographs: Sergej Mixailovich Prokudin-Gorskij, Russia 1909-1912 (Library of Congress)
No comments:
Post a Comment